Beitrag vom: 4.06.2025 Kategorie: Willkommen

„Die verlorene Welt der Schtetl“ – eine literarische Reise in das Ostjudentum und die jiddische Sprache am Gustav-Stresemann-Gymnasium

 

Im Rahmen des diesjährigen Literarischen Frühlings am Gustav-Stresemann-Gymnasium hielt Sabine Koller als Professorin für Slawisch-Jüdische Studien am 4. April 2025 einen eindrucksvollen Vortrag, der uns Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10-13 in die Welt der jiddischen Sprache eintauchen ließ und uns auch einen tiefen Einblick in das Werk des ukrainischen Schriftstellers Dovid Bergelson bot.

Sabine Koller berichtete zunächst von ihrem Studium der Slawistik und Romanistik in Regensburg, Grenoble und Sankt Petersburg und ihrer sich entwickelnden Begeisterung für die jiddische Sprache und Kultur, die sie beeindruckend an ihre Zuhörerschaft vermittelte.

So nahm sie die Anwesenden mit in die Welt des ukrainischen Schriftstellers Dovid Bergelson, der wie kaum ein anderer die untergegangene Welt des Ostjudentums und ihrer so reichen jiddischen Kultur und Sprache beschreibt. Dabei beleuchtete Frau Koller die tiefgründige Weltsicht Bergelsons, der er in seinen Erzählungen literarische Gestalt verlieh: Als unmittelbar Betroffener thematisierte der Dichter das Leben der Menschen, die ihre Heimat unfreiwillig verlassen mussten und über weite Teile der Welt verstreut wurden. Sabine Koller zeigte anschaulich, wie Bergelsons Schriften die Zerrissenheit zwischen Identitätssuche und deren Scheitern kunstvoll darstellen, und nahm uns Oberstufenschülerinnen und -schüler mit auf eine sprachliche, kulturelle und historische Reise.

Die Sprachexpertin zeigte anhand des Jiddischen, jener Mischsprache aus Hebräisch, Aramäisch, slawischen Sprachen und dem Mittelhochdeutschen, die vielfältigen Einflüsse auf die Sprachentwicklung und die Bedeutung dieser sogenannten „Sprache der Juden“ für die persönliche Identität. Frau Koller machte zudem die fundamentale Bedrohung dieser Sprache anhand der gewaltsamen Reduktion ihrer Sprecher von ursprünglich elf auf nur noch zwei Millionen Menschen weltweit deutlich. Konkrete Textabschnitte des Jiddischen vermittelten uns ein Gefühl für die vielfältigen kulturellen Wurzeln und damit den Reichtum dieser Sprache.

Die Autorin berichtete im Gespräch mit Klaus Brill als Moderator des Literarischen Frühlings außerdem über „die verlorene Welt der Schtetl“, in denen die religiösen Kulturen gemischt leben durften, gemeinsam in die Schule gingen und den Kontakt miteinander erfahren konnten. Diese Schtetl, welche den Juden ein autonomes Leben ermöglichten und als Kontaktzone dienten, erwiesen sich jedoch schon bald als bedrohter Lebensraum.

Anhand der dunklen Geschichte der Schoa ging Sabine Koller auf die Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Kultur während des Zweiten Weltkriegs ein und machte uns die Bedeutung der Erinnerung an diese Schrecken bewusst, da die Orte jener besonderen jüdischen Lebenswelt gleichsam Orte der jüdischen Vernichtung geworden seien. 

So zeigte Sabine Koller auch an Dovid Bergelsons Flucht vor dem Nationalsozialismus und seiner erneuten Heimatsuche in der ehemaligen Sowjetunion, die er schließlich mit dem Tod bezahlte, den untergegangenen Traum der Verwirklichung einer jüdischen Lebensweise als Minderheit in einem Vielvölkerstaat. Und es ist nicht zuletzt diese Mahnung für uns junge Generation, welche die durch Sabine Kollers Vortrag lebendig gewordene Geschichte des Jiddischen enthält.

 

Text: Mia Amend, Max Brauer, Sahri Weinrich, Emily Zawadowski und Christoph Heise

Fotos: Achim Sünnemann

 

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