Beitrag vom: 1.11.2022 Kategorie: Willkommen

„Wo das Wünschen hilft…“ – Märchenwettbewerb 2021/22 in der Jahrgangsstufe 5

 

Auch in diesem Jahr traten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 5 in einem Wettbewerb um die besten Märchentexte gegeneinander an. Sie dachten sich Heldinnen und Helden aus, die zahlreiche Abenteuer und Prüfungen bestehen und sich gegen feindliche Völker, Räuber oder böse Bergzwerge zur Wehr setzen mussten, am Ende aber für ihren Mut, ihre Geduld, ihre Liebe oder die weise Auswahl ihrer Wünsche belohnt wurden.

 

Und so stand auch die Wettbewerbsjury der Fachschaft Deutsch, bestehend aus Frau Kühne, Frau Yilmaz und Herrn Krempasky, vor der Herausforderung, die gelungensten Märchentexte zu prämieren.

 

Am Donnerstag, dem 15.09.2022, war es dann endlich soweit. In der vollbesetzten Aula des Gustav-Stresemann-Gymnasiums wurden die teilnehmenden Klassen durch Herrn Krempasky begrüßt, der von der schwierigen Entscheidungsfindung der Jury berichtete und über typische Märchenmerkmale sowie die Entstehung von Märchen mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kam.

 

Anschließend verkündete Frau Weiß als Fachbereichsleiterin und Vertreterin der Schulleitung die Erstplatzierten und belohnte die Leistung der folgenden jungen Autorinnen und Autoren mit Büchergutscheinen:

 

1. Platz:

Johanna Gans (Klasse 5c) mit dem Märchentext „Die alte Lampe“

 

2. Platz:

Michel Draude (Klasse 5b) mit dem Märchentext „Der friedliche Emil“

 

3. Platz:

Louis Heinzemann (Klasse 5a) mit seinem Märchen „Die treue Bäuerin“

 

 

Nachdem jede teilnehmende Klasse eine Gewinnerin oder einen Gewinner beglückwünscht hatte, schloss Johanna Gans mit der Lesung ihres Siegertextes die Preisverleihung und zeigte einmal mehr, dass sich Wünsche auch erfüllen können…

 

Text: Christoph Heise

Foto: Julia Roth

 

 

Die alte Lampe

 

Es war einmal eine arme Bauerstochter. Die lebte mit ihren Eltern auf einem Bauernhof und musste jeden Tag auf den Feldern hart arbeiten.

 

Eines Tages ging sie an der Schlafzimmertür ihrer Eltern vorbei und hörte, wie diese sich unterhielten. Der Vater sprach: „Die Bergzwerge greifen immer öfter Bauernhöfe und sogar ganze Dörfer an. Wenn das so weitergeht, wird auch unser schöner Bauernhof in naher Zukunft zerstört werden. Ich habe große Angst um das Leben unserer Tochter. Sie ist doch noch ein Kind!“ „Wie können wir die Bergzwerge nur aufhalten?“, fragte die Mutter verzweifelt. „Wenn ich das nur wüsste!“, seufzte der Vater resigniert.

 

Als die Bauerstochter das hörte, bekam sie es mit der Angst zu tun. Doch gleichzeitig wurde sie auch sehr wütend und dachte: „Ich werde diese schrecklichen Bergzwerge finden und besiegen!“ Vorsichtig schlich sie von der elterlichen Tür weg und packte ihre Sachen. Außer etwas Proviant und einer alten Lampe nahm sie nichts mit. Dann machte sie sich auf den Weg.

 

Als es Abend wurde, gelangte sie an eine alte Eiche. Dort stellte sie ihren Beutel ab und rieb den Dreck von der alten Lampe. Plötzlich wurde es gleißend hell und ein Flaschengeist erschien. „Du, du, du bist ein Flaschengeist!“, stotterte die Bauerstochter. „Bravo, du bist ja eine Schnellmerkerin!“, spottete der Flaschengeist. „Darf ich mir jetzt etwas wünschen?“, fragte die Bauerstochter zaghaft. „Diese Jugend! Tse, tse, tse! Natürlich darfst du dir etwas wünschen. Du hast drei Wünsche frei. Sag einfach nur: Eins, zwei, drei, komm herbei und nenne deinen Wunsch.“ „Ich hebe mir meine Wünsche noch auf“, beschloss die Bauerstochter, legte sich unter die alte Eiche und schlief sofort ein.

 

In der Nacht hatte sie einen seltsamen Traum. Sie stand am Ufer einer Bergquelle und eine tiefe Stimme flüsterte ihr zu: „Finde die Karte des Bösen! Suche an allen düsteren Orten dieser Welt! Diese Karte wird dir den Weg zu den Bergzwergen weisen.“ Als die Bauerstochter am nächsten Morgen erwachte, machte sie sich sofort auf die Suche. Sie suchte alle dunklen Orte ab, die sie kannte, bis sie nach sieben Tagen zu einem sehr alten Schloss gelangte. Das Schloss sah wirklich finster aus. Teile der Mauern waren bereits eingestürzt und manchen Türmen fehlte das Dach. Vorsichtig schlich sie über die Zugbrücke in den Innenhof des Schlosses. Nach langem Suchen fiel ihr plötzlich ein Mosaik im Boden auf. Sie kratzte die Spinnenweben weg und bemerkte, dass die roten Steine wie ein Pfeil aussahen. Der Pfeil zeigte nach Norden. An seiner Spitze befand sich ein loser Stein. Vorsichtig hob sie ihn hoch und fand eine sonderbare Karte. Sie war dunkel und zeigte die Berge Tanadas. Auf der Karte stand in weißer Schrift nur ein Wort: BERGZWERGE. „Ah, die Bergzwerge leben also in den Bergen Tanadas“, dachte die Bauerstochter und machte sich auf den Weg.

 

Nach zwölf Tagen erreichte sie ihr Ziel. „Eins, zwei, drei, komm herbei!“, rief sie und rieb dabei an der alten Lampe. „Uah, warum störst du mich? Ich brauche doch meinen Schönheitsschlaf“, beschwerte sich der Flaschengeist. „Ich benötige deine Hilfe und wünsche mir ein unsichtbares Schwert, das auch mich unsichtbar werden lässt!“, rief die Bauerstochter aus. „So soll es sein!“, entgegnete der Flaschengeist. Nachdem sie nun das Schwert erhalten hatte, überlegte sie, dass es wohl am klügsten wäre, den Anführer der Bergzwerge zu töten und den Rest der Zwerge mit einem Zauber zu belegen, damit sie nie wieder Unheil anrichten könnten. Und so machte sie sich auf den Weg.

 

Mit Hilfe der Karte fand sie bereits nach drei Stunden die Bergzwerge in einer großen Höhle, wo sie ihren letzten Raubzug feierten. Sie schlich sich vorsichtig an und musste sich anstrengen, um nicht laut loszuprusten. Die Bergzwerge trugen pinke Hosen, rosa Schuhe mit hohen Absätzen und ihre Stimmen klangen wie schlecht geölte Türen. Außerdem hatten sie schlimmen Mundgeruch und ihre Haut hing in Fetzen herunter. Ihr Anführer trug eine goldene Hose und sah ansonsten genauso aus wie der Rest der Gruppe. Nachdem sie den bestialischen Gestank der Zwerge wahrgenommen hatte, wusste sie nun auch, wie diese ihre armen Gegner besiegten. Wahrscheinlich mussten die Bergzwerge nur einmal rülpsen und man fiel tot um. Eine einfache, aber wirkungsvolle Taktik.

 

Fast lautlos schlich sich die Bauerstochter bis zum Anführer, überrumpelte ihn und stieß ihm ihr Schwert in sein schwarzes Herz. Er torkelte heftig und fiel tot um. Als die anderen Bergzwerge das sahen, bekamen sie Panik und liefen wild durcheinander. Währenddessen rieb die Bauerstochter die alte Lampe und flüsterte: „Eins, zwei, drei, komm herbei! Ich wünsche mir, dass die Bergzwerge diese Höhle nie wieder verlassen können!“ „Dein Wunsch sei dir erfüllt“, brummte der Flaschengeist.

 

„Und wie lautet dein letzter Wunsch?“, fragte er. „Ich möchte nach Hause“, sprach sie und schon befand sie sich vor dem Bauernhaus ihrer Eltern. Diese staunten sehr, als plötzlich ihre Tochter gesund und munter vor ihnen stand. Strahlend nahmen sie sie in Empfang, herzten und drückten sie fest. Noch lange feierten sie den Sieg über die Bergzwerge und ein gewisser Flaschengeist sorgte schnell für die Verbreitung des Abenteuers der Bauerstochter.

 

Und wenn sie nicht gestorben sind, so feiern sie noch heute.

 

 

Johanna Gans, Klasse 5c

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