Auf einmal schien alles Spuren zu hinterlassen – Projekt „SchreibKunst“ mit der Autorin Silke Scheuermann
Es lag der Duft von Lebkuchen, Spekulatius und Tee in der Luft, als sich am Montagvormittag, dem 9. Dezember 2019, 20 Schülerinnen und Schüler des Gustav-Stresemann-Gymnasiums in der Schulbibliothek versammelten, um sich unter Anleitung der Autorin Silke Scheuermann auf eine kulinarische Lektüre einzulassen. Anhand ihres Romanes „Die Häuser der anderen“ erhielten die TeilnehmerInnen der Jahrgangsstufen 9 bis zur E-Phase einen Einblick in die literarischen Gestaltungsmöglichkeiten einer Essensszene, um ausgehend davon eigene Speise-Texte in unterschiedlichen Kontexten zu entwickeln. Doch: Wie gestalte ich ein Frühstück am Flughafen? Welches Gericht passt zur Offenbarung einer Schwangerschaft beim Familienessen in einer schäbigen Dorfkneipe?
Wonach schmeckt Liebe? Diesen und ähnlichen Fragen gingen die jungen Autorinnen und Autoren experimentierend, diskutierend, planend und schreibend nach und erhielten dabei selbst einen Eindruck von der Faszination literarischen Schaffens, welche die mehrfache Preisträgerin Silke Scheuermann vermittelte. So entstanden unter der Begleitung der Autorin und der Projektkoordinatoren des Gustav-Stresemann-Gymnasiums, Barbara Jericho und Christoph Heise, literarisch originelle kulinarische Rendezvous, Abschiedsszenen zum Anbeißen und Fressgelage zum Fürchten.
Im zweiten Teil des Workshops gab ein Tiergedicht Helmut Kraussers den Anstoß zum Verfassen eigener Tierlyrik, die anschließend wieder von den Verfasserinnen und Verfassern präsentiert und gemeinsam besprochen wurde. Silke Scheuermann gab hierbei professionelle Tipps zur Verbesserung der Texte, die nun im Hinblick auf eine mögliche Veröffentlichung in einer SchreibKunst-Anthologie redigiert werden.
Die Texte von singenden Pinguinen und wirbelnden Wespen führten die Schülerinnen und Schüler nicht nur zu neuen Sprachexperimenten, sondern auch zu jener Erfahrung, die für Scheuermanns Arbeit prägend ist – schreibend Spuren zu hinterlassen. Daher könnte die Ant-wort, die Silke Scheuermann einmal in einem Interview auf die Frage gegeben hat, was sie am Beruf der Schriftstellerin befriedigend finde, so auch Gültigkeit für die motivierten Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer haben: „Schreibend ordne ich die Welt um mich herum und werde so ein bisschen besser fertig mit gewissen Fragestellungen, selbst wenn ich keine endgültigen Antworten finde.“
Hintergrund:
Das Projekt SchreibKunst des Hessischen Kultusministeriums widmet sich der literarischen Nachwuchsförderung an Schulen. Über zwei Jahre wird in Workshops, Lesungen, Seminaren und Exkursionen den Schülerinnen und Schülern das kreative Schreiben vermittelt. Das Spielen mit Sprache und das Experimentieren mit bekannten und neuen Erzählweisen stehen dabei im Vordergrund. Das Gustav-Stresemann-Gymnasium ist eine der wenigen literarisch aktiven Schulen in Hessen, die an dem Projekt teilnehmen.
C. Heise und B. Jericho
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